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Rede von Joseph Göbbels im Berliner Sportpalast von 1942/43

    Joseph Goebbels proklamiert im
    Berliner Sportpalast den totalen Krieg

Um die Jahreswende 1942/43 war die Lage an der deutschen Ostfront katastrophal geworden.
Trotz wohldosierter Propagierung von Siegeszuversicht breitete sich in der deutschen Bevölkerung als Reaktion auf die Vorgänge in Stalingrad Niedergeschlagenheit aus.
Joseph Goebbels leitete in seiner Eigenschaft als Reichspropagandaminister aus dieser Situation ein neues Kriegs- und Propagandaprogramm ab. In einer Konferenz mit seinen engsten Mitarbeitern am 4. Januar 1943 vertrat er die Ansicht: »Jeder Tag beweise mehr, dass wir im Osten einem brutalen Gegner gegenüberstehen, den man nur mit den brutalsten Mitteln niederzwingen könne, und hierfür müsse der totale Einsatz unserer gesamten Kräfte und Reserven erfolgen. [...] Wenn das Volk spüre, dass nicht nur Propaganda für den totalen Krieg gemacht, sondern auch die notwendigen Konsequenzen gezogen würden, so bekomme die Propaganda ihre richtige Substanz und Wirkung. Es sei jetzt an der Zeit zu handeln, und man dürfe sich nicht in den Frühling vertrösten« (Wollt Ihr den totalen Krieg? Die geheimen Goebbels-Konferenzen 1939—1943. Hrsg. von Willi A. Boelcke. München 1969. 5. 414 f.).
Für die Kriegspropaganda setzte Goebbels auf dieser Konferenz u. a. die Kernsätze fest, die dem Volk »einzuhämmern» seien:
1. Der Krieg ist dem deutschen Volk aufgezwungen worden;
2. Es gehe in diesem Kriege um Leben oder Sterben;
3. Es gehe um die totale Kriegsführung (ebd. 5. 415).
Höhepunkt von Goebbels organisatorischer und propagandistischer Arbeit war die Rede, die er am 18. Februar 1943 im Berliner Sportpalast hielt und die über alle deutschen Rundfunksender ausgestrahlt wurde. Goebbels hatte sich vorgenommen, mit dieser Rede die deutsche Bevölkerung aus ihrem Stimmungstief herauszureißen, sie wieder fest an die Führung zu binden und damit seine Position gegenüber Bormann und Keitel bei Hitler weiter zu stärken. Sorgfältigste Regiearbeit bei allen mit dieser Rede zusammenhängenden Fragen sollte die Erreichung dieses Ziels sichern.
»Ober die Ausarbeitung der Sportpalastrede sind heute mancherlei Einzelheiten bekannt [ungedrucktes Tagebuch Goebbels vom 14.-23. Februar 1943]. Am Nachmittag des 14. Februar diktierte Goebbels den Text und machte sich noch am selben Abend an die Korrektur. In der Absicht, ‘ein Meisterstück seiner Redekunst zu liefern, überarbeitete er die erste Fassung in den folgenden Tagen noch mehrmals. Am 17. Februar milderte er ‘einige allzu scharfe Stellen’ ab und ließ die Partien, die die Außenpolitik betrafen, vom Auswärtigen Amt durchsehen. Dann hatte er den Eindruck, dass die Rede ‘einen großen Wurf darstelle‘, und war überzeugt, dass ihr ‘ein großer Erfolg beschieden sein würde‘«(Moltmann, Günter: Goebbels‘ Rede zum totalen Krieg. In: Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte 12 (1964) H. 1, S. 25).
Der Schauplatz der Rede wurde ähnlich gründlich vorbereitet, der äußere Aufwand war genau abgewogen. Im Verhältnis zu anderen politischen Veranstaltungen war der große Saal des Sportpalastes nur wenig geschmückt. Zwischen den Stuhlreihen befand sich ein Mittelgang, die Rednertribüne war mit Hakenkreuzfahnen geschmückt, dahinter an der Wand das einzige Spruchband: »Totaler Krieg - kürzester Krieg«. Auch das Publikum war in die Planung einbezogen. Die vielen tausend Menschen, die den Saal füllten, sollten nach Goebbels taktischen Überlegungen einen »Ausschnitt aus dem ganzen deutschen Volk« darstellen. Doch war das »eine Repräsentation des Volkes, die nicht zufällig so versammelt war. Goebbels selbst bezeichnete die Zuhörer mehrfach als ‘eingeladen. Die Einladungen waren vermutlich, wie bei solchen Anlässen üblich, von den Parteiorganisationen verteilt worden, und zwar nach einem Schlüssel, der sich in Goebbels Aufzählung widerspiegelte. Lazarette, Wehrmachtsdienststellen, nationalsozialistische Unterorganisationen und Berufsverbände wurden dabei eingeschaltet. Damit war ein Publikum geschaffen, das - auch ohne genaue Direktiven - ein gewisses Maß an Bereitschaft zum Mitmachen besaß. [...] Mit dieser Zusammensetzung war die Voraussetzung für einen Propagandaerfolg gegeben« (Moltmann, S. 29).
Der von Goebbels beabsichtigte Propagandaerfolg trat ein, sowohl in Deutschland als auch im Ausland. Dass die Totalisierung des Krieges, so wie Goebbels sie sich vorgestellt hatte, später durch innerparteiliche Querelen ins Stocken geriet, spielte, freilich zu diesem Zeitpunkt keine Rolle

Phillipp Reclam Jun., Reihe Arbeitstexte für den Unterricht, Manipulation

Rede von Joseph Goebbels im Berliner Sportpalast vom 18. 2. 1943

nach der Niederlage von Stalingrad

... Das Judentum erweist sich hier wieder einmal als die Inkarnation des Bösen, als plastischer Dämon des Verfalls und als Träger eines Internationalen kulturzerstörerischen Chaos. Wenn das feindliche Ausland gegen unsere antijüdische Politik scheinheilig Protest erhebt und über unsere Maßnahmen gegen das Judentum heuchlerische Krokodilstränen vergießt, so kann uns das nicht daran hindern, das Notwendige zu tun. Deutschland jedenfalls hat nicht die Absicht, sich dieser jüdischen Bedrohung zu beugen, sondern vielmehr die, ihr rechtzeitig, wenn nötig unter vollkommener und radikalster Ausrottung des Judentums entgegenzutreten.
Ihr also, meine Zuhörer, repräsentiert in diesem Augenblick die Nation. Und an euch möchte ich zehn Fragen richten, die ihr mir und dem deutschen Volk vor der ganzen Welt, insbesondere aber vor unseren Feinden, die uns auch an ihrem Rundfunk zuhören, beantworten sollt:

Erstens: Die Engländer behaupten, das deutsche Volk habe den Glauben an den Sieg verloren. Ich frage euch: Glaubt ihr mit dem Führer und mit uns an den endgültigen totalen Sieg des deutschen Volkes? Ich frage euch: Seid ihr entschlossen, dem Führer in der Erkämpfung des Sieges durch dick und dünn und unter Aufnahme auch der schwersten persönlichen Belastung zu folgen?

Zweitens: Die Engländer behaupten, das deutsche Volk ist des Kampfes müde. Ich frage euch: Seid ihr bereit, dem Führer als Phalanx der Heimat hinter der kämpfenden Front stehend, diesen Kampf mit wilder Entschlossenheit und unbeirrt durch alle Schicksalsfügungen fortzusetzen, bis der Sieg in unseren Händen ist?

Drittens: Die Engländer behaupten, das deutsche Volk hat keine Lust mehr, sich der überhand nehmenden Kriegsarbeit, die die Regierung von ihm fordert, zu unterziehen. Ich frage euch: Seid ihr und ist das deutsche Volk entschlossen, wenn der Führer es befiehlt, zehn, zwölf und wenn nötig vierzehn Stunden täglich zu arbeiten und das Letzte herzugeben für den Sieg?

Viertens: Die Engländer behaupten, das deutsche Volk wehrt sich gegen die totalen Kriegsmaßnahmen der Regierung. Es will nicht den totalen Krieg, sondern die Kapitulation. Ich trage euch: Wollt ihr den totalen Krieg? Wollt ihr ihn, wenn nötig, totaler, radikaler, als wir ihn uns heute überhaupt noch vorstellen können?

Fünftens: Die Engländer behaupten, das deutsche Volk hat sein Vertrauen zum Führer verloren. Ich frage euch: Ist euer Vertrauen zum Führer heute größer, gläubiger und unerschütterlicher denn je? Ist eure Bereitschaft, ihm auf allen seinen Wegen zu folgen und alles zu tun, um den Krieg zum siegreichen Ende zu führen, eine absolute und uneingeschränkte?

Ich frage euch also sechstens: Seid Ihr bereit, von nun ab eure ganze Kraft einzusetzen und der Ostfront die Menschen und Waffen zur Verfügung zu stellen, die sie braucht, um dem Bolschewismus den tödlichen Schlag zu versetzen?

Ich frage euch siebentens: Gelobt ihr mit heiligem Eid der Front, dass die Heimat mit starker Moral hinter ihr steht und ihr alles geben wird, was sie nötig hat, um den Sieg zu erkämpfen?

Ich frage euch achtens: Wollt ihr, Insbesondere ihr Frauen selbst, dass die Regierung dafür sorgt, dass auch die deutsche Frau ihre ganze Kraft der Kriegsführung zur Verfügung stellt und überall da, wo es nur möglich ist, einspringt, um Männer für die Front frei zu machen und damit ihren Männern an der Front zu helfen?

Ich frage euch neuntens: Billigt ihr, wenn nötig, die radikalsten Maßnahmen gegen einen kleinen Kreis von Drückebergern und Schiebern, die mitten im Krieg Frieden spielen und die Not des Volkes zu eigensüchtigen Zwecken ausnützen wollen? Seid ihr damit einverstanden, dass, wer sich am Kriege vergeht, den Kopf verliert?

Ich frage euch zehntens und zuletzt: Wollt ihr, dass, wie das nationalsozialistische Parteiprogramm gebietet, gerade im Krieg gleiche Rechte und gleiche Pflichten vorherrschen, dass die Heimat die schweren Belastungen des Krieges solidarisch auf ihre Schultern nimmt und dass sie für hoch und niedrig und arm und reich in gleicher Weise verteilt werden?

    (Schon nach der ersten Frage scholl Goebbels aus dem Munde der
    Tausende ein einstimmiges Ja entgegen, das nach jeder weiteren
    Frage von neuem den Sportpalast erdröhnen ließ.)

Ich habe euch gefragt, ihr habt mir eure Antwort gegeben: Ihr seid ein Stück Volk, durch euren Mund hat sich damit die Stellungnahme der Deutschen manifestiert, ihr habt euren Feinden das zugerufen, was sie wissen müssen, damit sie sich keinen Illusionen und Falschen Vorstellungen hingeben. Somit sind wir, wie von der ersten Stunde unserer Macht an und durch alle die zehn Jahre hindurch fest und brüderlich mit dem deutschen Volke vereint. Der mächtigste Bundesgenosse, den es auf dieser Welt gibt, das Volk selbst, steht hinter uns und ist entschlossen, mit dem Führer, koste was es wolle, unter Aufnahme auch der schwersten Opfer, den Sieg kämpfend zu erstreiten....

1 Goebbels, Sportpalastrede, 18. 2. 43, zitiert bei H. A. Jacobsen.. 1939-1945, Darmstadt ‘1960,

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Materialien zu dieser Rede - mit Tondokument: NRW2000

Unterrichtsmaterialien zu dieser Rede: Lehrer-Online

Linkkatalog “Drittes Reich”: Shoa

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